Seine heutige Bedeutung
Interessant ist ein Vergleich des Nord-Ostsee-Kanals mit zwei der wichtigsten Welthandelsstraßen, dem Panama-Kanal als Verbindung von Karibischem Meer und Pazifik sowie dem Suez-Kanal zwischen Mittelmeer und Rotem Meer: Das Verhältnis von Gütertonnen zur Zahl der Schiffspassagen dokumentiert die unterschiedliche Nutzungsstruktur. Liegt die durchschnittlich pro Schiff transportierte Gütermenge im Nord-Ostsee-Kanal bei ca. 1.297 Tonnen, wurden bei der Durchfahrt durch den Panama-Kanal im Schnitt mehr als die zehnfache, beim Suez-Kanal mehr als die dreizehnfache Gütermenge transportiert. Technische Daten
VerkehrslogistikDie Verkehrslogistik auf dem Nord-Ostsee-Kanal wird durch 24 Verkehrslenker in den Verkehrszentralen in Holtenau und Brunsbüttel nach einem System gesteuert, das die Schiffe nach Größe und Ladung in Verkehrsgruppen von 1 bis 6 einstuft. Verkehrsgruppe 6 erfaßt dabei die größten Schiffe bzw. die gefährlichsten Transporte (z.B. Tanker und Containerschiffe). Je nach Ausbauzustand des Kanals wurden für die jeweiligen Streckenabschnitte sogenannte Begegnungsziffern ermittelt. Schiffe, deren addierte Verkehrsgruppenzahl die Zahl 6 überschreiten, dürfen sich nur in einer der zwölf Weichen begegnen (s. "Verdickungen" Abb. 78). Für Überholvorgänge gilt die maximale Begegnungsziffer 5. Auf Basis der Klarierungspapiere ermitteln die Verkehrssteuerungsstellen entsprechende Schiffsverkehrsdiagramme, um halbstündig den aktuellen Verkehrslagebericht an die Schiffe durchgeben zu können. Zusätzlich zu dieser allgemeinen Verkehrskategorisierung und -überwachung unterliegen die Schiffe einer strikten Lotsenverordnung. Ungewohnte hydrodynamische Kräfte (Sogwirkung) sowie Ein- und Ausfahrt in die Schleusenkammern erfordern ein besonderes Steuerungsgeschick und gute Streckenkenntnisse. Aus diesem Grund besteht für Schiffe ab 3,1 Meter Tiefgang bzw. ab einer bestimmten Schiffsgröße die Lotsnahmepflicht. Nachdem ein Schleusenlotse beim Schleusungsvorgang Hilfestellung geleistet hat, steigt bei der Einfahrt in den Kanal ein Kanallotse zu, der das Schiff bis Kanalkilometer 54 betreut. Dort erfolgt an der Versetz- bzw. Lotsenstation Rüsterbergen ein "Wachwechsel", ein neuer Lotse übernimmt den zweiten Teil der Kanalpassage. Bei Schiffen ab 2.500 BRT gehen zusätzlich zwei Kanalsteuerer an Bord. Da der Nord-Ostsee-Kanal das Land Schleswig-Holstein von Südwesten nach Nordosten "zerschneidet", muss nicht nur auf dem Wasser der reibungslose Verkehrsfluss gewährleistet sein, sondern auch an Land für ausreichende Querungen über den Kanal für Schienen- und Straßenverkehr gesorgt werden. Seit der zweiten Erweiterungsphase wird in entsprechenden Arbeitsprogrammen der Landesregierung ein Maßnahmenkatalog der großen Investitionsaufgaben im Verkehrsbereich, besonders im Ausbau der großen Nord-Süd-Linien von überregionaler Bedeutung, umgesetzt. Inzwischen stehen 13 freifahrende Fähren, eine Schwebefähre, je ein Straßen- und Fußgängertunnel, vier Straßenhochbrücken, zwei Eisenbahnhochbrücken, zwei kombinierte Eisenbahn- und Straßenhochbrücken sowie zwei Autobahnhochbrücken zur Verfügung. WirtschaftlichkeitAuf der Strecke Hamburg-Rostock spart ein Reeder mit der Passage durch den Nord-Ostsee-Kanal bei einer Zeitverkürzung von 1,5 Tagen und einer Verringerung der Strecke um 430 Seemeilen ca. $ 27.000. Durch Nutzung des Panama-Kanals auf der Strecke Hamburg-Peru bedeutet die Kanalnutzung eine Ersparnis von 9 Tagen, 4.000 Seemeilen und ca. $ 162.000. Es ist zu vermuten, daß sich die größeren gebotenen Vorteile auch auf die für die Kanalpassage erhobenen Gebühren und damit auf die Rentabilität positiv auswirken.
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